Navigation und Service

Ein neues Zuhause für Feldlerche & Co.

Sie erfreuen durch ihren Gesang, faszinieren durch spektakuläre Balzflüge oder sind Weltmeister in Sachen Tarnung. Die Rede ist von Feldlerchen, Kiebitzen und Rebhühnern - den bekannten Feld- und Wiesenvögeln Und trotz ihrer unterschiedlichen Talente haben sie zwei entscheidende Gemeinsamkeiten: Als Bodenbrüter bauen sie ihre Nester auf Feldern, Äckern oder Wiesen. Und sie sind bedroht - vor allem durch eine zunehmend intensivierte Landwirtschaft, aber auch durch größere Bauvorhaben, die ihren Lebensraum einschränken.

Das überwiegend landwirtschaftlich genutzte Areal zwischen der alten Schleuse und dem Ort Kriegenbrunn ist das Zuhause vieler Feldvögel. Der Bau der neuen Schleuse schränkt ihren Lebensraum ein - zumindest temporär. Denn für den Neubau muss nicht nur eine große Baugrube ausgehoben werden, bis zu seiner Wiederverwendung muss das Baugut in einem Zwischenlager deponiert werden. Ca. 21 Hektar stehen den Brutvögeln während der Bauzeit damit nicht mehr zur Verfügung. Benötigt werden daher Ersatzlebensräume: Die Vögel müssen umziehen.

Das für den Schleusenneubau verantwortliche Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) Aschaffenburg hat frühzeitig Vorsorge getroffen und im landschaftspflegerischen Begleitplan (LBP) entsprechende Ersatzmaßnahmen festgelegt: Im Vorfeld wurden die Brutreviere registriert, um den Ist-Zustand zu ermitteln. Mit den Landwirten vor Ort wurden Verhandlungen geführt und Vereinbarungen getroffen. Mit positivem Ergebnis: In den nächsten Jahren werden den Vögeln von den Landwirten Ersatzlebensräume zur Verfügung gestellt. "Lerchenfenster" und "Kiebitzinseln" entstehen in Blüh- und Brachstreifen auf Flächen im Umfeld.

Bluehstreifen Und Lerchenfenster

Kombinationsbrache (Bluehstreifen Und Schwarzbrache)

Bluehstreifen Und Brachflaeche Im Maisfeld


Unter "Lerchenfenstern" versteht man nicht eingesäte Kleinflächen inmitten von Getreidefeldern. Die Lerchen haben nun eine "Landebahn im Getreide-Dschungel". Hier suchen sie ihre Nahrung und legen ihre Nester in der Nähe der Fenster an.

Ähnlich funktionieren auch die Brach- und Blühstreifen, die besonders für die Rebhühner wichtig sind. Mit ihrer niedrigeren, lockereren und artenreicheren Vegetation eignen sie sich besser für die Nahrungssuche als die einförmigen und artenarmen Flächen der Ackerkulturen. Wichtig, die Ersatzflächen dürfen nicht zu nah an Straßen oder Siedlungen oder unmittelbar an häufig benutzten Feldwegen liegen, um Störungen und Gefährdungen zu vermeiden.

Für die Kiebitze müssen Ersatzflächen in den direkt angrenzenden Feldern angelegt werden. Hierfür dient eine 0,8 ha große Kiebitzinsel, auf der entsprechende Flächen mit einer geeigneten Gras- und Kräutermischung eingesät und mit Blüh- und Brachestreifen umgeben wurden. Der Kiebitz braucht Rundumsicht und liebt es daher niederwüchsig. So kann er Nahrung finden, seine Jungen aufziehen und Feinde frühzeitig erkennen.

Bereits im letzten Herbst wurden die erforderlichen Maßnahmen für einen ersten Zeitraum von fünf Jahren auf insgesamt 3,1 ha Fläche in der Umgebung des geplanten Bodenzwischenlagers umgesetzt und vertraglich gesichert. Damit können sich die Ersatzlebensräume frühzeitig entwickeln und den verschiedenen Vogelarten neue Bruthabitate bieten. Jährliche Kontrollerhebungen der Brutvögel geben Aufschluss darüber, ob die durchgeführten Maßnahmen den geplanten Erfolg haben und sich der Brutvogelbestand in diesem Bereich positiv entwickelt. Die erste Kontrolle im Sommer konnte schon mindestens 18 Feldlerchenbrutpaare von Feldlerchen und ein Rebhuhnbrutpaar konstatieren - ein gutes Zeichen dafür, dass die ökologischen Maßnahmen bereits arbeiten. Und so kann in einigen Jahren, wenn der Neubau der Schleuse beginnt, das Bodenzwischenlager eingerichtet und betrieben werden, ohne dass dadurch das Vorkommen der geschützten Vogelarten nachteilig beeinträchtigt wird.

Hier geht's zum Film der Bayerischen KulturLandStiftung zum Thema Ersatzlebensräume für Bodenbrüter.