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Die "Krabbler" müssen umziehen

Umsiedlung von Ameisen, live dabei Grundschulkinder aus Erlangen-Frauenaurach

Gleich neun Ameisennester galt es zu umzusiedeln. Sie waren vor den Fällarbeiten im Dezember 2022 auf dem künftigen Bauplatz der neuen Schleuse Kriegenbrunn gefunden und markiert worden. Um die Nester zu schützen, war sorgfältig darauf geachtet worden, sie bei den Fällarbeiten nicht zu beschädigen. Im Mai 2023 stand dann die Umsiedlung an, und dabei zuschauen durften die Schulkinder der Klasse 3a aus der Grundschule Erlangen-Frauenaurach.

Ameisen4 Schulkinder begleiten WNA bei der Umsiedlung von Ameisenvölkern

Es ist eine Tatsache: Auch die Ameisen sind vom Aussterben bedroht. Fehlende Eiweißnahrung, die extrem hohen Temperaturen der letzten Jahre und die dadurch entstandene Trockenheit, die Vernichtung ihrer Lebensräume durch Baumaßnahmen, die Waldschäden durch Stürme - das alles sind Ursachen für den Rückgang der Ameisenvölker. Sowohl die „Wiesenwaldameise“ als auch die „Rote Waldameise“ sind in der Bundesartenschutzverordnung als besonders geschützte Arten gelistet. Als Vorhabenträger für den Schleusenneubau ist das WNA natürlich auch dem Artenschutz verpflichtet. Und da ist die Umsiedlung der Ameisenvölker das probate Mittel.

Wie so ein Ameisenumzug vor sich geht, zeigte den Kindern Hubert Fleischmann, 2. Vorsitzender und Geschäftsführer der „Ameisenschutzwarte des Landesverbandes Bayern e.V.“, der im Auftrag des WNA die Umsiedlung vornahm. Zusammen mit seinem Team trug er zunächst die Nestkuppel, dann die im Boden befindlichen Nestkammern Schicht um Schicht ab und füllte sie in die dafür vorgesehenen Transportbehälter. Den Königinnen wurde dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt, denn sie sind für den Erfolg der Umsiedlung entscheidend. Doch nicht nur zum Umzug, auch zum Leben der Ameisen erfuhren die Drittklässler viel. Anhand von Schautafeln stellte Fleischmann den Kindern den Lebenszyklus der Ameisen vor, erklärte, wie die Tiere sich durch Duftstoffe und das sogenannte „Betrillern“ mit den Fühlern verständigen.

Der Zeitpunkt für den Umzug war sorgfältig gewählt. Denn die beste Zeit für die Umsiedlung ist nach dem Winter, Mitte März bis Mitte Mai, bei möglichst frostfreier, trockener, warmer Wetterlage. Sobald die Sonne den Nesthügel erwärmt, legen die Tiere ihre Winterstarre ab und krabbeln nach und nach an die Oberfläche zur sogenannten „Sonnung. In dieser Zeit sind auch die Königinnen in der Nestkuppel, und man hat so die Chance, sie relativ verletzungsfrei mit umzusiedeln. Umziehen werden die Ameisen in die schon 2022 erstellten Zauneidechsenhabitate in Hüttendorf. Mit der Umsiedlung aller Ameisennester hat das WNA weitere Auflagen aus dem Planfeststellungsverfahren erfüllt, sodass dem Baustart der neuen Schleuse 2024 aus artenschutzrechtlicher Sicht nichts mehr im Wege steht.

Für die Schülerinnen und Schüler der 3a aus Erlangen-Frauenaurach war die Umsiedlung jedenfalls ein spannendes Erlebnis. „Bei dieser Umsiedlung haben die Kinder die Chance, hautnah viel über Ameisen und Artenschutz zu lernen?“, freute sich Lehrerin Anett Müller über die Einladung des WNA.